Ruth Schönthal: Streichquartett Nr. 3 ‘In Memoriam Holocaust’

Der Kontext

Das Streichquartett Nr. 3, das als In Memoriam Holocaust untertitelt ist, wurde 1997 von Ruth Schönthal komponiert. Schönthal hat viele Jahre lang dieses Thema vermieden, weil sie nicht die Schoah tri­vi­a­li­sie­ren wollte. 1999 forderte sie in einem Gespräch, dass andere Komponisten die Schoah genutzt, um ihre persönliche Karrieren weiterzubringen. Sie sagte, dass Komponisten “… dekoratives musikalisches Material und billiges Zeug von der Schoah machen.”

Schönthal wollte dieses Thema erkunden, weil sie kannte, dass die Kunst einen starken Erinnerungsträger ist. Schönthal erklärte, dass es schwierig ist, etwas in Kunst mit solcher Agenda zu konvertieren. Letztlich muss es noch ein selbständiges Werk sein, um als Kunst zu bleiben. 

Schönthal verwendet das Quartett mit einem Schwerpunkt auf nichts und Nichtigkeit, um vier unterschiedliche persönliche Erfahrungen und Reaktionen darzustellen. Der Schwerpunkt auf nichts und Nichtigkeit verdeutlicht das Massaker der unschuldigen Opfer des Nationalsozialismus. Die Schoah war für die Nationalsozialisten vergeblich und folglich spielt Nichtigkeit die wichtigste Rolle in diesem Streichquartett.

 

Die Musik

Jeder Musiker spielt die Rolle von einem einzelnen Opfer der Schoah in dem zweisätzigen Werk In Memoriam Holocaust

 

I. Satz I: Grave 

Das Werk öffnete sich mit einer langsamen und dissonanten Einleitung. Zuerst spielen die unterschiedlichen Teilen zusammen und dann fangen sie an, sich voneinander zu lösen. Während die unabhängig voneinander werden, schaffen die einzelnen Rhythmen eine gemeinsame Atmosphäre. Die Drallen und Schreie, die man als kollektive Angst beschreiben kann, malen ein intensives Bild.

Schönthal verwendet eine höhere Stimmlage für die Instrumente, um die schreckenden Geräuschen zu schaffen. In diesem Satz klingt das Cello nicht wie ein Cello, weil es oft ganz Nähe zu dem Cellosteg gespielt wird. Die Schichtung der Melodien fügte zu der Intensität des Werks hinzu und die Musik wird abrasiver. Das Konzept der Nichtigkeit wird auch durch eine Reihe von dissonanten Akkorden repräsentiert. Die ganze Stimmlage der Instrumente wird am Ende verwendet, um die Panik und das Elend zu repräsentieren.  

 

II. Satz II: Lament and Prayer

Die eindringliche Einleitung öffnete sich mit einem leidenschaftlichen und rhapsodischen Cellosolo. Schönthal verwendet Dissonanz sparsam in diesem Satz, aber es gibt durchweg ein Gefühl von gebrochenen Harmonie. Nach dem zweiminütigen Cellosolo mitspielen die anderen Instrumente mit einem wiederholenden Dreinote-Drall. 

Das langsame Tempo des Satzes schafft ein Grollen von der übermäßigen Begleitung. Die dramatische Gegensätzen der Dynamik fügten auch zu der Intensität zu. Man kann diese Gegensätze als musikalisches Licht und Schatten beschreiben. 

Der Satz endete sich mit einem Gefühl von dem Beten. Schönthal beabsichtigt, dass das Finale keinen Trost zu dem Werk schafft. Sie sagte, dass: “Der Zuhörer sollte kurz wieder diesen Momenten erleben. Das ist der Funktion von diesem musikalischen Denkmal.”

 

Der Schlussgedanke

Das Streichquartett Nr. 3 von Ruth Schönthal ist ein getreues Spiegelbild der Gedanken und und Gefühlen der Opfer. Ihre Verwendung von Dissonanz und subtiler Intensität führt zu einem wirksamen Quartett-Werk. In Memoriam Holocaust hat eine wichtige Rolle in der Erinnerung der Schoah gespielt und ist heutzutage ein ihres meist bekannten Werks.

 

Viel Spaß beim Lesen!

Die Bildquelle

 

*This blog is part of the German Speaking Musical Greats Project 2019/20

 

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